Ernst Wendorff (*1918)

Ernst Wendorff (*1918) wird in den letzten Monaten das Kaiserreichs geboren und noch von Kaiserin Auguste-Viktoria auf den Armen gehalten. Er blickt zurück auf ein ereignisreiches, hundertjähriges Leben, das besonders von den politisch wechselhaften Jahren der Weimarer Republik geprägt ist. Die politischen Kämpfe zwischen Rechten und Linken erlebt er unmittelbar und "nicht nur handgreiflich" auf der Straße ausgetragen. Besondere Bedeutung für Wendorff hat sein Zusammentreffen mit Heinrich Zille, das den ersten Anstoss liefert für seine spätere Karriere als Maler und Professor für Gestaltung an der UdK. 


Heinrich Zille

"Willste mal den ollen Zille kennenlernen?" - "Ja", sag ich, "wie kommst du auf Zille?" - "Ich wohne in dem Haus." - "Ja, können wir ja mal machen."

Dann haben wir uns da getroffen und dann sind wir raufgegangen zu ihm. Da haben wir mit so einer Ritsch-ratsch-Klingel geklingelt. Und dann dauerte es eine ganze Weile und dann ging die Tür auf." 

Straßenschlachten

"Die haben sich zu gegebener Zeit, meist Abends, haben die sich da richtiggehende Straßenschlachten geliefert. Die haben sich nicht nur verprügelt mit Keulen oder sonst was, die haben auch geschossen. Ich bin mit meiner Mutter hinter einem Sandkasten in Deckung gegangen. Weil wir zu Verwandten gehen wollten und da mussten wir in Deckung gehen, weil vorbeifliegende Geschossen hätten uns sonst erwischt."

Tag von Potsdam

"Da war dann die Übergabe in Potsdam an den Herrn Hitler. Das war ja ein ganz gewaltiger Aufmarsch der Deutschnationalen, die witterten da eine Verbindung. Der Kronprinz war sogar dabei, auch noch in alter kaiserlicher Uniform. Und der Mackesen, der war Husarengeneral. Und der Kronprinz hatte auch eine Mütze vorne mit dem Totenkopf drauf."