Reimar Kirchhoff (*1926)

"Die Sonne war an dem Tag knallrot, riesengroß, die Sicht war ungestört und  ich hatte das Gefühl, die kann ich greifen. Und dann bin ich wie ein Verrückter hinter der Sonne hergelaufen, bis sie unterging. Da war ich sehr enttäuscht." Ausgehend von dieser ersten Erinnerung berichtet Reimar Kirchhoff (*1926) von einer behüteten Kindheit in Mannheim, bis die Familie 1937 nach Berlin zieht. "Da musste ich mich erstmal gewöhnen an die Berliner Schnauze und meine schnellen neuen Klassenkameraden." Viel Zeit bleibt ihm dafür nicht, als Flakhelfer erlebt er die Angriffe auf Berlin und seine Kindheit findet 1944 ihr Ende, als er  eingezogen wird und die letzten Kämpfe an der Oderfront erlebt. 

Flakhelfer

"Ich habe auf dem Dach des Funkhauses die Zerstörung von dem ganzen Stadtteil erlebt. Einmal detonierte eine Luftmiene über dem Dach der Deutschlandhalle und riss ganze Dach herunter.  Währenddessen stand ich auf dem Dach und wurde von dem Druck nahezu umgeworfen, aber von dem Rücksog wieder zurückgeholt und stand auf dem Dach und beobachtete  das brennende Charlottenburg."

 

Da fing die Angst an

"Nachdem ich eine solche erste schlimme Nacht erlebt hatte, konnte ich in der nächsten oder übernächsten Nacht, als wieder Alarm war, meine Schnürsenkel nicht mehr zubinden, weil ich so zitterte. Und das ist wohl die Folge von allem, was ich heute noch spüre, an Schäden, die man so hat. Sie haben nach der Angst gefragt, da fing die Angst an."

Ein glücklicher Mensch

"Nun bin ich also wieder in Berlin seit Mai 2017. Ich habe mich hier wunderbar eingelebt. Berlin ist eine interessante Stadt. Natürlich habe ich Glück, sonst wäre ich ja nicht hier, das weiß ich. Ich habe auch heute noch das Glück, dass ich laufen kann, denken kann und relativ gesund bin mit 92. Das sind ja nicht viele. Insofern bin ich ein glücklicher Mensch."