Annette Schuhmann (*1960) wächst in Ost-Berlin auf, "ich glaube, ich habe eine ganz typische DDR-Kindheit verlebt, mit der Ausnahme, dass ich im Sperrgebiet groß geworden bin. (...) Das Viertel war damals ein Arbeiterviertel, komplett. Viele Unterschichtenfamilien, viele prekäre Verhältnisse, viele Väter die Alkoholiker waren." Annette Schuhmann berichtet von ihrer Kindheit zwischen Sportschule und DDR-Alltag bis zu ihrer Ausreise durch Heirat nach West-Berlin. Annette Schuhmann hat über ihre Kindheit auch einen lesenswerten Artikel verfasst, der hier nachzulesen ist.
"Ich war ein Arbeiterkind, aber insofern hob sich unsere Familie ab, weil wir nur zwei Kinder waren und das war sehr selten, die meisten hatten mehr Kinder. (...) Meine Mutter hatte immer den Traum, dass aus uns mal etwas besseres wird, also dass wir aus diesen Viertel raus kommen."
"Als ich rekrutiert wurde, konnte ich gar nicht schwimmen. Das waren rein die biometrischen Maße, die versprachen, aus der könnte etwas werden. Darum habe ich mir auch selbst die Frage gar nicht gestellt. Es war total anstrengend und es war manchmal so anstrengend, dass einem die Tränen kamen."
"Ich war Jungpionierin, Thälmann-Pionierin, FDJlerin - und mit Leidenschaft.
Ich mochte das uniformierte, das gefiel mir. Wir hatten weiße Blusen, blaue Röcke und ein blaues Halstuch, oder später dann ein rotes.
Dieses kämpferische, das hat mir gefallen und auch diese Orientierung zur Sowjetunion."
Matthias Roeingh (*1960) - auch bekannt als Dr.Motte - wächst in Spandau, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter auf. Zunächst in Staaken in einer Notunterkunft, später im 60er Jahre Neubau. Matthias erzählt von seinem ersten Ghettoblaster, seinem Onkel, der sich als Vaterersatz versucht und vom Rad fahren im ummauerten Berlin. Vor allem aber von den Jazz-Clubs in Charlottenburg und wie er seinen Weg in die Musik-Szene Berlins machte.
"Wir hatten in West-Berlin das Glück, dass wir die Alliierten hier hatten und darum internationales Radio. Wir konnten englisches Radio hören, französisches Radio, amerikanisches Radio, deutsches Radio und aus so ein bisschen DDR-Radio Denn das war ja drumherum, eigentlich waren ja wir eingekesselt und nicht die anderen."
"Ich war immer da, ich konnte nicht anders. Ich hab da immer meinen Eintritt geblecht, auch wenn ich dann kein Geld mehr hatte was zu trinken. Das war mir egal. Und mit dem Nachtbus dann wieder nach Hause. Das war geil!"
"Ich habe dann meinen Arbeitgeber gefragt, ob ich einen unbezahlten Urlaubstag haben kann, weil wir einen Auftritt hatten. Aber der meinte: "Ne, kriegste nicht. Und wenn du nicht kommst, brauchste gar nicht wiederkommen."