Tilman Kannegießer-Strohmeier (*1964)

Tilman Kannegießer-Strohmeier (*1964) malt das Bild einer Lankwitzer Bürgeridylle, "für ein stilles und introvertiertes Kind war das eine sehr schöne Sache." Mittelpunkt ist der eigene Garten und die zugehörigen sonntäglichen Familienaktivitäten, das gemeinsame Crocket-Spiel, Gin Tonic auf dem Servierwagen oder das "illustrierte Brot", das zur Tagesschau gereicht wird. 

"Ach, nein danke!"

"Für mich war das nicht einfach und eigentlich war das der Punkt, wo ich sagen würde, nicht, dass die Kindheit aufhörte, aber einen Knick bekam. (...) An einem Frühsommertag war ich in meinem Zimmer und guckte auf diese braune Erde. Alles was ich kannte war weg, es sollte grün werden, das war klar, aber es war alles weg und etwas fing neu an. Das ist ein Bild, das mich heute noch in meinen Träumen heim sucht."

Servierwagen

"Mein Vater hatte einen fahrbaren Servierwagen, so einen Barwagen besorgt auf dem dann tatsächlich ganz schick, wie es zum Crocket gehört, die Drinks gemischt wurden, die man dann als Aperitif bekam, Gin Tonic (...) und  dann wurde gespielt und die Oma machte das Essen fertig und anschließend wurde auf der Terrasse Mittag gegessen."

Konzertputz

"Es gab eine große Dankbarkeit für die kleinen Dinge. Die Natur, den Garten, das man Urlaub machen konnte, das man sich hatte, ins Konzert gehen war etwas besonderes. Und ich habe erst viel später verstanden, warum die Generation meiner Eltern sich so herausgeputzt hat, wenn sie ins Konzert ging. Wir haben das damals nicht gewusst und wir haben das natürlich abgelehnt, "das macht man nicht."


Hans-Otto Bredendiek (*1964)

Hans-Otto Bredendiek (*1964) beschreibt das Leben im Bötzowkiez zwischen dem "raueren Berliner Ton" der Straße und der intellektuell fordernden Atmosphäre seiner Familie. Von diesen beiden Polen ist die Kindheit von Hans-Otto Bredendiek geprägt. Er nimmt uns mit in den Friedrichshain zu den Kartenspielern und Zockern, aber auch zur "Christenlehre" und den Tischgesprächen mit seinem Vater.

Hufelandstraße 9

"Da mussten wir als Kinder durch das Haus gehen und die Rentner abholen. Jeder hat seinen bestimmten Rentner gehabt, hat ihn abgeholt, hat ihn in die Wohnung gebracht und dann haben wir als Kinder da Programm aufgeführt.

Das war schon eine gute Gemeinschaft. Der Professor hat da der alten Omi die Kohlen hochgetragen, das war so selbstverständlich und so organisiert."

Statut der FDJ

"Dann kam ich mal nach Hause mit 'nem Aufnahmeantrag und da sagte mein Vater zu mir: "Na, wat is' denn dit hier? Hier steht du hast das Statut der FDJ gelesen. Hastet denn gelesen?"

"Ne, hab' ich gesagt, hab' ich natürlich nich' gelesen." 

"Dann lass es dir doch mal geben, du kannst doch nicht unterschreiben, was du nicht kennst!"

Gammeln

"Mein Vater starb irgendwann und dann wohnten wir mit unserer Mutter da alleene. (...) Da brach dann so ein autoritärer Punkt weg. Mein Vater war immer der Bestimmer zu Hause. Wenn man was wollte, war er nett und freundlich, aber es gab bestimmte Regeln und die musste man einhalten. Die kannte man und es reichte schon, wenn er einen streng anblickte und dann wusste man schon, was man falsch gemacht hatte."