"Als ich geboren wurde, erzählte meine Mutter, da lag sie in den Wehen, es durfte aber nicht zu schnell gehen, weil der Professor noch nicht da war. Der Professor hat die Zahl der Geburten gezählt und ich gehörte in seine Statistik." Corinna Schremmer (*1958) erzählt von der kritischen Haltung ihrer Eltern gegenüber der DDR, ihrer frühen Amerikanisierung durch "Bonanza" und das West-Fernsehen und ihrer Sehnsucht nach Erlebnissen und Abenteuern, die immer wieder mit dem DDR-Alltag kollidiert.
"Ich wollte eigentlich ein Junge sein. Ich war eigentlich eher nicht so ein typisches Mädchen, eher was man so sagt, Wildfang vielleicht. (...) Und hinterher sind wir Essen gegangen im Opern-Café und dort habe ich mir immer ausgefallene Sachen ausgesucht, ich wollte immer so Mutproben und da gab es dann Weinbergschnecken.
Fand ich auch gruselig, aber wollte ich immer essen."
"Ein einschneidendes Erlebnis war in der 2.Klasse. Damals war ich so einer Phase, dass ich gerne Mitglied einer Bande sein wollte. (...) Ich habe dann begonnen Ausweise auszustellen, das war die "Totenkopf-Bande". Und ich habe dann angefangen schön Totenköpfe zu malen. Und das hat ein Lehrer gesehen und der hat mich der Nazi-Ideologie beschuldigt, man muss dazu sagen, ich war 8 Jahre alt."
"Wir hatten auch so sehr ideologisierte Lehrbücher und habe irgendwann begonnen mein Lesebuch umzuschreiben, das fiel zusammen mit meiner Pferdephase. (...) Das waren sehr intensive Korrekturarbeiten, die wurden alle mit amerikanischen Namen versehen. Die hießen dann Jack und Jane und Rick und aus einem Pionier-Ferienlager wurde eine Ranch, die LPG "Frohe Zukunft" war die "Johnson Farm."