Katharina Wagenbach-Wolff (*1929) wurde als Tochter russischer Immigranten in Berlin geboren. „Die sind auf Umwegen nach Berlin gekommen. Mein Vater hat hier eine kleine Leihbücherei eröffnet, er als Verlegersohn konnte es nicht lassen, ohne Bücher zu sein.“ Sie berichtet von der russischen Bourgeoisie in Berlin, ihrem vielrauchenden Vater und ihren anfänglichen Schwierigkeiten in der Schule: „Ich hatte große Mühe zu lesen (...). Ist natürlich sehr merkwürdig, dass ich dann Verlegerin geworden bin."
Frische Luft
"Wir gingen dann in ein Kaffee - das gibt es glaube ich heute noch, das nennt sich Kaffee Korso - und er trank einen Wermuth und ich bekam eine Schokolade. Ich fand das aber letzten Endes ziemlich lästig. Auch mit Gretel musste ich - das war so eine Vorstellung meiner Eltern, dass man Luft atmen muss, also einatmen. Ich sollte also viel an die frische Luft und die sollte ich einatmen."
Staatenlos
"Wir waren staatenlos, wir hatten also einen Nansen-Pass und dann nachher so einen provisorischen Ausweis. Das ging bis nach dem Krieg, ich weiß nicht, ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit `54 bekommen. Also es war immer dieser merkwürdige Zustand, das ging, jedes Jahr mussten wir Aufenthaltsgenehmigungen einholen."
Tischgespräche
"Es wurde in meiner Gegenwart wenig über Politik gesprochen. Also man war sehr vorsichtig, sie waren natürlich sehr kritisch eingestellt. „Attencion, a l’enfant!“ sagten dann die Eltern untereinander, da sollten sie nicht weiterreden, ich säße ja dabei, ich könnte ja etwas erzählen bei anderen Leuten, was die Eltern gesagt haben."