Jule & Leone (*1975, Pankow & *1973, Köpenick)

Jule & Leone (*1975 & *1973) lernen sich erst Anfang der 90er über das "zusammen Tanzen und Party machen" kennen. Ihre Jugend fällt genau in die "chaotischen 90er", die beiden erzählen vom Aufwachsen in den letzten Jahren der DDR, vom überraschenden Mauerfall, der Aufbruchsstimmung der Wendejahre, der "Love-Parade" und nicht zuletzt ihrer beider Freundschaft.

Nicht kritisch genug

"Ich war 16, als die Mauer gefallen ist, das wäre wahrscheinlich ein Alter gewesen, wo ich angefangen hätte kritisch darüber nach zu denken. Aber soweit  ist es nicht gekommen."

"Bei mir ist es anders, weil mein Vater einen Ausreiseantrag gestellt hat, 1986, und drei Jahre warten musste um auszureisen. Im Mai '89, absurder Weise. Ein paar Monate vor dem Mauerfall. Trotzdem ein schockierendes Erlebnis für meinen Bruder und mich, weil jeder wusste, die dürfen nie mehr in das Land einreisen."

Klassenfahrt

"Und während wir noch geflogen sind, hat ein Mädchen gesagt: "Da ist die Mauer übrigens gefallen!" Und alle waren so "Mhm!". Und die Lehrerin hat sie total zusammengefaltet, wie sie denn auf die Idee käme, sowas sagen zu können. Es war mein erster Flug, ich hatte wahnsinnige Ohrenschmerzen, war erkältet und bin rausgekommen und war relativ elendig und meine Mutter war total drüber: "Ich war heute Nacht in West-Berlin!!!"

Der Westen

"Es war total voll. Voll mit Ostlern die total Hysterisch waren, ich fand es eher nervig. Die Bahnen waren voll, die Busse waren voll. Ich habe mich eher ein bisschen geschämt für die ganzen Ostler die Schlange standen um die 100 Mark Begrüßungsgeld zu kriegen. (...) Wir haben auch weder Schoko-lade, noch Kaffee angenommen, die in großzügiger Geste an der Grenze gereicht wurden."


Sascha Niemann (*1975, Tempelhof)

Sascha Niemann (*1975): "Tempelhof ist ja ein relativ beschaulicher Bezirk, wenn man es positiv sagen will. Ich bin dann irgendwann mit 18 oder 19 mit einer Freundin weggezogen, die aus Lichtenberg kam. Aus heutiger Sicht kann man wohl sagen, ist es eher etwas langweilig. (...) Obwohl Kneipen gibt es relativ viele. Da war ich auch als Kind. Wir hatten direkt unter uns eine Kneipe, die hat mein Leben auch ein bisschen geprägt, ein bisschen."

Keksfabrik

"Meine Großmutter meinte zu ihr: "Du suchst doch einen deutschen Mann?" "Ja, klar, klar." "Einen angenehmen Mann?" - "Klar, klar!" - "Ich hab da einen!" Das war dann zufälligerweise ihr Sohn und der Verkupplungsversuch hat dann richtig gut gepasst."

 

 

 

Preußen Klause

"Die hieß "Bei Gerd" erstmal, dann "Bei Marco". Marco war ein Typ aus Mostar und heißt jetzt glaube ich die  "Preußen Klause". Das war so eine richtige alte Spelunke damals. Du hast sehr viele verschiedene Persönlichkeiten da gehabt. Am Stammtisch von meinem Vater saß ein Typ der war Fan von der SPD, einer war Mitglied von der FDP und mein Vater hat sich mal ein Parteibuch von der CDU anquatschen lassen."

Neue Welt

"Mein Leben hat sich bis zum 14.Lebensjahr in  Tempelhof abgespielt. Als dann die Mauer aufgegangen ist, ich glaub es war der erste Tag nach der Öffnung, sind wir, als die ganzen Leute vom Osten in den Westen gegangen sind, in den Osten gegangen und haben uns die Stadt angeschaut. (...) Ab 1993 habe ich dann im Prenzlauer Berg gewohnt, da war das hier aber fast schon domestiziert."