Renate Spiering (*1949, Mitte)

Renate Spiering (*1949, Ost-Berlin) wächst als drittes von 7 Kindern in der Linienstraße in Mitte auf. Schon früh üben die lokalen Kneipen und ihre diverse Belegschaft eine besondere Faszination auf Renate Spiering aus, was nicht ohne Folgen bleiben wird. Sie berichtet von ihrer Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, der "Kunst einer guten Wirtin", dem Nachtleben in Ost-Berlin und wie sie sich hartnäckiger Werbungsversuche der STASI erwehrte.

Auf den Strich

"Da haben ja viele angeschafft. Die haben da aus dem Fenster geguckt, das waren auch Hausfrauen zum Teil. (...) Die haben dann ihre Freier nach oben gewunken und das war gang und gäbe."

Große Liebe

"Darauf hat sie Wert gelegt. Immer erst sagen wie hübsch meine Mutter ist, bisschen Pause lassen und dann rüber gehen sagen, "Mensch, dein Vater ist aber auch gut aussehend." 

Nachtleben & STASI

"Der Türsteher war der liebe Gott und hat das meiste Geld verdient. Weil wenn eine Bar "in" war, wollten da alle rein. Dann kamen auch Westberliner und wenn Westberliner da waren, waren auch hübsche Mädels da."



Wolfgang Brümmer (*1949, Wedding)

Wolfgang Brümmer (*1949, West) oder besser "Wolle" und ich haben uns in der legendären Weddinger Kneipe "Nachtschwärmer bei Ernst" kennengelernt. Während im Hinterraum eine Jazzsession lief, rezitierte Wolle im Schankraum Francois Villon, wechselte im nächsten Augenblick zu klaren Analysen des Zeitgeschehens und erwies sich in jeglicher Form als gewiefter Jongleur und Freund des guten Wortes. Darum bat ich ihn, mir von seiner Kindheit im Wedding zu berichten. Eines Samstag morgens haben wir uns bei ihm getroffen. Das Ergebnis ist hier zu bestaunen. Herzlichen Dank, Wolle!


Schlüsselkind

"Mein Vater übernahm dann also die mütterlichen Pflichten, die er deutlich zum Kotzen fand als alter Preuße. (...) Und daraus ergaben sich dann so sich intensivierende Diffusitäten."

Glaubensfestigkeit

"Wir sind natürlich eine atheistische Familie, Religion hat in unserer Familie nichts, aber auch wirklich nicht verloren. Darüber wurde nicht mal nachgedacht."

Eigenes Zimmer

"Eigenes Zimmer? Was ist denn mit dir nicht in Ordnung? So weit kommt es noch!" Das war das Argument und damit hatte es sich erledigt."